Hirschkuh zu Besuch im NPZ

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Unglaublich aber wahr – letzten Samstag verirrte sich eine Hirschkuh in der Stadt Bern. Durch die halbe Stadt irrte sie, quer durch den Verkehr, bevor das Tier ins NPZ Gelände hineinrannte. Zu diesem Zeitpunkt war die Hirschkuh bereits völlig erschöpft. Durch das beherzte Eingreifen von unserem Bereichsleiter Fritz Schmid konnte das Tier gefangen werden. Mit blossen Händen fing er die Hirschkuh ein, sperrte sie in eine Pferdebox, rief unseren Cheftierarzt Beat Wampfler hinzu und verständigte die Polizei.

Beat erkannte sofort, dass das Tier völlig erschöpft war und half ihm so gut er konnte. Gemeinsam mit der Polizei und dem zuständigen Wildhüter wurde darüber diskutiert, wie es nun weiter gehen soll mit dem Wildtier. Währenddessen kam die Hirschkuh bereits wieder zu Kräften – und begutachtete seine neue Umgebung. Dank der Überzeugungskraft von Beat und Remo Jaggi, der ansässige Bezirkschef der Kantonspolizei Bern, wurde entschieden, dass Tier wieder freizulassen.

Die Chance wurde genutzt und ein Wildtierbiologe des Kantons Berns wurde hinzugezogen. Dieser stattete das Tier mit einem Sender aus und einer Ohrmarke. Der Sender dient dazu, die Wanderung der Hirschkuh und die Gruppe, an die sie sich anschliessen wird, zu verfolgen. Dies liefert wichtige Informationen,  so kann zum Beispiel daraus geschlossen werden, an welchen Stellen es ein Wildwechsel über die Strassen notwendig ist. Ziel ist es, mit den Daten die Rahmenbedingungen für die Wanderungen der Hirsche zu verbessern. So freute sich der Wildtierbiologe auch entsprechend, da das Ausstatten der Tiere mit Sendern oftmals mit einem grossen Aufwand verbunden und schwierig ist, da die Wildtiere zuerst eingefangen werden müssen. Am Halsband ist der Sender befestigt – damit unsere Hirschkuh sich nicht verletzt, ist ein Teil des Halsbands mit einem eingeschnittenen Jutenstoff verbunden. Dieser reisst ein, wenn das Tier irgendwo hängen bleiben würde, und der Stoff vermodert nach ca. 6-12 Monaten. Dann fällt das Halsband von alleine ab. Die Ohrmarke hilft, dass Tier auch aus der Ferne zu identifizieren. So erkennen Jäger sofort, dass dieses Tier einen Sender trägt und es darf nicht geschossen werden. Sie dient somit zum Schutz des Tieres.

Nachdem das Tier ausgestattet wurde, wurde sie ins schöne Krauchtal transportier und dort dann freigelassen! Im Krauchtal ist derzeit eine wandernde Hirschpopulation unterwegs und die Vermutung ist, dass die Hirschkuh von dieser Gruppe stammt. Die Hirschkuh wurde auf circa 2 Jahre alt geschätzt. Sie hat sich wahrscheinlich aus biologischen Gründen von der Gruppe entfernt. So hat es die Natur eingerichtet, dass eine innere Uhr den Tieren sagt, dass sie sich ausserhalb der eigenen Population paaren müssen, damit keine Inzucht entsteht. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sich unsere Hirschkuh genau aus diesem Grund von ihrer Gruppe getrennt hat – um neue Partner zu finden.

Wir danken der Polizei, den Wildhütern und vor allem auch unseren Mitarbeitern für das sofortige Handeln!  Wir hoffen, dass sich die Hirschkuh nun in seiner neuen Heimat, neue „Freunde“ findet und sich bald wie daheim fühlt…

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