🚑🐴Vets on the road – Kolik
Kurz vor dem Mittag kam die Meldung aufs Notfallhandy, dass „As de Coeur“, ein 14-jähriger Schweizer Fuchswallach starke Koliksymptome zeigt. Diese begannen, als der Wallach aus der Führanlage geholt wurde. Unsere Tierärztin Désirée Blau war sofort zur Stelle.
Nach einer krampflösenden Spritze beruhigte sich der Körper des Wallachs so weit, dass Dr. Blau ihn klinisch und rektal untersuchen konnte. Der Dickdarm hatte sich im Nierenmilzraum verhängt und konnte sich nicht mehr selbstständig an seinen korrekten Platz zurückbewegen.
Nun galt es, alles zu unternehmen, um den Darm wieder an seinen rechten Platz zu bringen. Dazu wurde dem Pferd, mit dieser sogenannten „Nieren-Milz-Band-Kolik“, ein Medikament verabreicht, welches die Milz dazu veranlasst, die in ihr gespeicherten roten Blutkörperchen auszuschütten. Dadurch verkleinert sich die Milz und es entsteht Platz für die Reposition des Darms. Während dieser Verkleinerung des Organs, wird versucht, möglichst viel Bewegung in den Bauch des Pferdes zu bringen. Dies z.B. durch Longieren mit Übergängen oder indem man das Pferd einen steilen Hügel rauf und runter gehen lässt. Auch das Wälzen ist bei dieser Art der Kolik erlaubt.
Leider waren bei „As de Coeur“ all diese Bemühungen nicht ausreichend. Die Tierärztin musste das Gas, durch rektale Behandlung, aus dem Bauch entfernen, um mehr Platz im Bauchraum zu schaffen. Natürlich wurde der Wallach währenddessen mit Infusionen, Schmerzmitteln und viel gutem Zureden unterstützt.
Doch trotz all der Bemühungen blieb der Darm verhängt. Als nächster Schritt wurde der Wallach im Operationssaal des NPZ‘ in Vollnarkose gelegt, um gewälzt werden zu können.
Dazu brauchte es drei Personen und unseren OP-Krahn. An den Hinterbeinen wurde das Pferd mit dem Krahn leicht in die Luft gehoben, sodass das Hinterteil des Pferdes in der Luft schwebte und es nur noch ab der Schulterpartie den Boden berührte. Nun stabilisierte eine Person den Kopf, Hals und die Schulter, während die anderen beiden den Bauch kräftig hin und her pendeln liessen, um den eingehängten Dickdarm vom Nierenmilzband runter rutschen zu lassen.
Nach einer erfolgreichen Aufwach- und Aufstehphase konnte das Tierärzteteam „As de Coeur“ zurück in seine Stallbox bringen. Das durch die Ärzte ausgeführte Wälzen in der Vollnarkose war erfolgreich, der Darm war an seinen korrekten Platz zurück gerutscht. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätten Desirée und ihr Team das Pferd durch einen Flankenschnitt retten müssen.
Jedoch war die Kolik zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgestanden. Weiter vorne im Darmtrakt befand sich zusätzlich eine Verstopfung, welche vermutlich auch zur Aufgasung des Dickdarms geführt hatte. Durch das bereits zuvor verabreichte Abführmittel begann sich die Verstopfung nun kontinuierlich zu lösen, was immer wieder kurze Kolikepisoden zum Vorschein brachte.
Unzählige Spaziergänge später begann „As de Coeur“ am nächsten Morgen endlich zu misten. Stark erschöpft von den Strapazen des letzten Tages, aber wieder interessiert an seiner Umgebung, begann er wieder munter zu werden.
Der Einsatz von Désirée Blau hatte sich gelohnt. Zusammen mit dem Durchhaltewillen des Pferdes, konnte er gerettet werden. Die Tierärztin ist heute wieder ausgeschlafen und „As de Coeur“ wohlauf. Bravo!