Kandelus, ein 15 – jähriger Wallach wurde im Januar 2022 aufgrund einer Lahmheit hinten links vorgestellt. Diese war initial deutlich im Schritt sichtbar und die Fessel war sichtbar angeschwollen. Die Lahmheit besserte sich und die Schwellung nahm etwas ab, blieb aber aussen deutlich sichtbar. Auch war die Lahmheit sichtbar im Trab. Zu Beginn bestand der Verdacht eines Sehnenschadens (Fesselträgerschenkel), dies konnte mit einer Ultraschalluntersuchung jedoch ausgeschlossen werden.
Kandelus reagierte sehr empfindlich auf die Biegung der Fessel. Also wurden auch Röntgenbilder angefertigt. Auf diesen war eine Avulsionsfraktur des Bandhöckers des Fesselbeines sichtbar (siehe Bilder). Eine chirurgische Behandlung war zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich noch möglich, auch wenn die Verletzung nicht mehr ganz frisch war. Bei einer Operation würde das abgesprengte Knochenstück mittels Schraube an den Knochen fixiert werden. Die Besitzerin entschied sich für einen konservativen Therapieversuch, also ohne Operation.
Kandelus wurde ruhig gehalten und nur kontrolliert bewegt. Er erhielt Entzündungshemmer und die Fessel wurde regelmässig gekühlt und gelehmt. Die Prognose von Tierärztin Désirée Blau-Huber war vorsichtig, da sich die Fraktur bis ins Gelenk hinein zog. In einer Kontrolluntersuchung zwei Monate später zeigte Kandelus eine starke Verbesserung der Lahmheit wie auch eine Verminderung der Schmerzhaftigkeit im Bereich der Fessel. Immer noch vorsichtig wurde Kandelus vermehrt vom Boden aus bewegt, da immer noch eine Instabilität des Gelenkes vermutet wurde. Im Juni 2022 wurden erneut ein Kontrollröntgen durchgeführt. Die Bilder zeigten eine Überbauung des Knochens. Die Fessel war nicht mehr schmerzhaft bei Biegung und Kandelus lief sehr gut auch im Trab. Eine äusserst erfreuliche Genesung! Ab diesem Zeitpunkt konnte Kandelus nun wieder geritten werden.
Diese Geschichte zeigt sehr schön, dass es sich lohnt, auch bei einer vorsichtigen Prognose nicht gleich aufzugeben.