🚑🐮 Vets on the Road – EORTH – Wenn die SchneidezĂ€hne weh tun

EORTH – Wenn die SchneidezĂ€hne weh tun

Bei der jĂ€hrlichen Zahnkontrolle von dieser 24-jĂ€hrige Stute fiel bei der Untersuchung dieses Jahr eine VerĂ€nderung der SchneidezĂ€hne auf. Das Zahnfleisch ist aufgetrieben, es befindet sich ĂŒbermĂ€ssigem Zahnstein auf die ZĂ€hnen und auf der rechte Oberkiefer (links im Bild, umkreist) sieht man eine knollige Auftreibung vom Ă€usseren SchneidezĂ€hne. Einzelne ZĂ€hne im Oberkiefer waren zudem etwas locker. Um zu sehen, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, wurden Röntgenbilder von den SchneidezĂ€hnen im Ober- sowie Unterkiefer gemacht. Dort sah man, dass die ZĂ€hnen auch unter dem Zahnfleisch verĂ€ndert sind, und diese knollige Verformung sich nicht nur auf den einen Zahn begrenzt.

Was ist ĂŒberhaupt EORTH?

Es steht fĂŒr Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis. Das bedeutet, der Zahn löst sich auf (Resorption) und gleichzeitig bildet sich Zement im ĂŒbermĂ€ssigem Mass (Hyperzementose). Das Resultat ist diese knollig-aussehende ZĂ€hne die man bei dieser Stute gefunden hatte. Die klinische Zeichen einer EORTH sind aufgetriebenes Zahnfleisch, Zahnstein im Bereich der SchneidezĂ€hnen, entzĂŒndetes Zahnfleisch, mit oder ohne kleine roten BlĂ€schen (Parodontose) und eine Lockerung der SchneidezĂ€hnen. EOTRH tretet meist bei Ă€lteren Pferden, ab 15 Jahren, auf und ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung.

Was ist die Behandlung dafĂŒr?

Fall nur einzelne SchneidezĂ€hne betroffen sind (frĂŒhes Stadium) kann es genĂŒgen, diese ZĂ€hne aus der Okklusion zu nehmen – das heisst der betroffene Zahn und sein Gegenspieler kĂŒrzen, damit sie sich nicht mehr berĂŒhren – und durch regelmĂ€ssige Kontrollen, den Verlauf zu verfolgen. In diesem Fall wurden allerdings bereits mehrere SchneidezĂ€hne betroffen und die Besitzerin und TierĂ€rztin haben gemeinsam entschieden, alle SchneidezĂ€hne im Oberkiefer zu entfernen. Obwohl viele Besitzer diese Therapie sich im ersten Moment gar nicht vorstellen können, bringt sie dem Pferd eine starke und langfristige Verbesserung der LebensqualitĂ€t und Pferde können ohne SchneidezĂ€hne sehr gut umgehen. Eine neue Studie hat gezeigt, dass viele Besitzer erst nach der Therapie realisieren, dass ihre Pferde darunter gelitten haben, weil ihr Verhalten danach signifikant im Positiven verĂ€ndert – sie sind danach plötzlich wieder zufriedener, fressen besser, lassen sich leichter auftrensen usw.

Wie geht eine Schneidezahnextraktion?

Am besten geht das bei uns am NPZ weil wir dort die optimale Infrastruktur und UnterstĂŒtzung dafĂŒr haben. Das Pferd wird sediert, wie fĂŒr eine normale Zahnbehandlung, und die TierĂ€rztin macht zusĂ€tzliche eine örtliche BetĂ€ubung der SchneidezĂ€hnen. Danach werden die SchneidezĂ€hnen eins nach dem anderen (im Fall einer Extraktion mehreren ZĂ€hnen) gelockert und dann gezogen. Danach spĂŒlt man die leeren ZahnfĂ€cher aus und setzt einen mit Kamillenextrakt getrĂ€nkten Tupfer in die ZahnfĂ€cher. Dieser löst sich hĂ€ufig selbst oder kann nach 1-2 Tagen gezogen werden. Das Pferd darf am gleichen Tag wieder nach Hause und in der Regel heilt das Zahnfleisch komplikationslos ab. Bei der Extraktion mehrerer SchneidezĂ€hne kann es vorkommen, dass das Pferd danach die Zunge aushĂ€ngen lĂ€sst – dies ist aber fĂŒr das Pferd gar kein Problem, sieht nur ein wenig lustig aus!